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Fang den Wind! Schnell wie der Wind zog die weißgekleidete Schar über Berge und Täler, Seen und Wiesen, über Wälder und Moore, Haine und Auen, über die Städte der Sterblichen, über Wüste und Eis. Kaum zu erkennen waren die Einzelheiten, so rasch ritten sie und so zauberisch waren sie, stets zu gleiche Teilen in der Geisterwelt und in der Welt. "Da sind Jalmur und Max!" rief Gnisseldrix plötzlich in das Lachen und Jauchzen. Wild schwenkte er das Koboldbanner in Richtung des Freundes. Der sprengte unter ihnen über die Ebene vor Titania, allein und mit wehendem Mantel. Das Pferd Max galoppierte so schnell es seine Hufe trugen dahin und schien keine Müdigkeit zu kennen. Übermütig schüttelte es seine Mähne und wieherte dem Wind. Jalmur ritt ohne Sattel und auch die Zügel hatte er losgelassen. Fest preßte er die Schenkel in Max Seiten, um nicht herunterzufallen und breitete die Arme aus. Er war wie trunken vom Frühlingswind und all den Düften, die das erwachende Land verströmte. Max Hufe trommelten wie der Herzschlag der Erde und Jalmur glaubte bersten zu müssen vor Freude und Kraft. Und Die Wilde Jagd hatte ihn entdeckt. Oberon lenkte seinen weißen Hirsch hinunter zur Vül dhio Nedeih, dem Land der Büffel. Sie rasten von Nor auf Jalmur zu. Der hörte hinter sich den Wind aufleben. Er tobte und brüllte und war voller Stimmen, die lachten und sangen. Dann waren sie heran. Max wurde noch schneller, aber er hatte keine Angst. Er wollte wie nichts jemals zuvor dieses Rennen laufen, mit all den Geistern, die ihn jetzt einholten. Solange er konnte wollte er mit ihnen galoppieren und seinen Reiter dazugesellen. Oberon und Finyen ritten an Jalmurs Seite. Sie ergriffen seine ausgestreckten Hände und drückten sie kurz. "Ki Elomain, Jalmur, rani illni Malataya Elomani. Deine Seele, Jalmur, ist den unseren nah." sagte Finyen und erneuerte damit das Bündnis zwischen dem Skalden aus Neu-Westurgoi und dem Volk der Naturgeister. "Ybado illiniret!" Der Frühling ist gekommen rief Oberon nun laut. Er feuerte seinen Hirsch erneut an und stob davon, Finyen dicht hinter ihm. Ihnen folgte die Schar der Naturgeister auf ihren Reittieren. Jalmur hatte verwundert die Augen geöffnet, als Max plötzlich noch schneller wurde. Das Brausen des Windes war um ihn herum und es war ihm, als nähme er seine Hände. Stimmen wirbelten um ihn, und einige kamen ihm vertraut vor. "Reite Jalmur", riefen sie, " begrüße den Frühling!" und "Schneller, Max! Fang den Wind!" Die Hufe seines Pferdes donnerten nicht mehr unter ihm. Sie flogen zwei Handspannen über der Erde und immer noch rief es überall. Er glaubte das Lachen des kleinen Waldelfen Falk zu hören und das Singen seiner Mutter Keo. War das Vanyars Stimme, die einen Gruß rief? Und hatte er nicht für einen Augenblick Tabatas Gesicht vorbeirasen sehen? Gnisseldrix fiel in der Jagd zurück und blieb bei Jalmur bis alle Naturgeister an ihm vorbei waren. Sein weißer Keiler wetzte an Max Seite. Als die Wilde Jagd die Ebene verließ schloß sie sich an winkte ein letztes Mal mit dem Koboldbanner und trug es dann wieder zu Spitze des Zuges. Max wurde langsamer als der Sturm sie verließ. Aus seinem wilden Galopp wurde Trab dann Schritt und schließlich blieb er stehen. Jalmur sah zum Horizont, wo ein prächtig leuchtender Regenbogen einem Pfeil gleich entlangschoß. Eine Frühlingsbrise wehte Vogelgezwitscher und Blumenduft zu ihm hin. Max schnaubte und schüttelte sich. Jalmur stieg ab. Er fühlte sich immer noch erhoben und voller Freude. "Ybado illiniret.", sagte er vor sich hin und lächelte. Es stimmte, der Frühling war gekommen, er spürte es mit jeder Faser seines Körpers. Die Bäume das Gras, die Flüsse und Bäche, die Erde selbst tat einen tiefen Atemzug und öffnete die Augen und gleichzeitig öffnete sie die seinen. Er sah. Er sah die Natur und sich darin, ein Teil des ganzen, niemals allein. Und er sah Max, der ein Stück davongetrottet war. Sein sonst schwarzes Fell schimmerte nun schneeweiß. Und auch er, Jalmur, war vollkommen weiß. Hände, Gesicht und Kleidung waren bedeckt von einem feinen weißen Puder. Der Skalde begann sich abzuklopfen und Wolken von Staub glitzerten in Regenbogenfarben um ihn herum. Jalmur stimmte ein altes walisches Lied an, daß bei ihm daheim jedes Kind kannte. Es handelte vom Beginn des Frühlings und dem allgemeinen Wiedererwachen des Lebens und der Alltagsarbeit unter freiem Himmel. Zudem begann er zu springen und zu tanzen und sich ganz und gar in einen Nebel von glitzerndem Staub zu hüllen. Max tat es ihm gleich und machte die wildesten Bocksprünge bis sie aussahen wie zwei übermütige Schmetterlinge. Schließlich ließen sie sich ins Gras fallen. Jalmur lehnte sich an Max und sie dösten ein. Geweckt wurde Jalmur von einer großen feuchten Schnauze, die an seinem Hals schnuffelte. Als er aufsah blickte er in das Gesicht eines großen schwarzen Tieres, das er nach einem kurzen Schreck mit einem Grinsen und den Worten: "Hallo, Eyk.", begrüßte. Max stand ein paar Schritte neben ihm und wieherte ungeduldig. Jalmur stand auf. "Du sollst mich wohl suchen, alter Freund?", fragte er den Hund und ging zu Max hinüber. Eyk blieb eine Antwort schuldig. Er trottete davon in die Richtung, in der Titania liegen mußte und Jalmur, Tieron del Latanini, der Geschichtenerzähler folgte ihm. Gnisseldrix 2000 |