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Eine ungewöhnliche Reise

Der sanfte, warme Wind strich einer zärtlichen Berührung gleich über das endlos scheinende Gräsermeer des Tieflandstreifens. Die Sonne hatte sich gerade über den Horizont geschoben und tauchte den Morgenhimmel in glutrotes Licht. Und während das Diadem nun langsam verblasste, funkelten unzählige Tautropfen, die in Spinnweben oder an Grashalmen hangen.

"Leinam, wann werden wir endlich das Meer erreichen?" Vanyars Blick glitt über die erwachenden Savanne. Einmal mehr dankte er in Gedanken dem Silaryan, der sich einverstanden erklärt hatte, ihn auf seiner Reise zu tragen. Gleich einem Pfeil galoppierte der Hengst knapp zwei Handspannen über den Boden ihrem Ziel entgegen.

Der Steppenelf, der ihn begleitete, rannte, scheinbar mühelos, neben dem Silaryan her. "Mit dem Wind laufen" hatte Leinam das genannt. Aber wie auch immer er das schaffte, es war bewundernswert.

"Heute Abend werden wir die Küste erreichen, Vanyar", antwortete Leinam, dessen Atem keinerlei Anstrengung verriet. Ohne den Blick zu wenden fuhr er fort, "riechst du nicht auch das Meer, hörst du nicht den Schrei der Möwe?"

Vanyar konzentrierte sich und tatsächlich, da war etwas, das er nicht kannte, ein Gefühl von frischem Wind, mächtigen Wogen und fremdartigen Tieren.

"Ja, Leinam", gab Vanyar zurück, "ich spüre es, das Meer ist nicht mehr fern, Oberon sei Dank".

Finyen del Lian hatte die beiden Elfen an die Küste des Außenmeeres gesandt, um dort die Botschafterin des Wasservolkes, Kaichiri, zu treffen. Sie sollten sie nach Titania geleiten, wo sie bereits freudig vom Rat erwartet wurde.

Am späten Nachmittag dann zeichnete sich das Blau des Meeres endlich als schmaler Streifen am Horizont ab. Dies vor Augen verschärften die beiden Freunde nochmals die Geschwindigkeit, um kurze Zeit später, an der steinigen, wild zerklüfteten Küste anzukommen. Wenig später saßen beide dann am Rande eines kleinen Wäldchens an einem Grubenfeuer, während der Silaryan friedlich graste.

"Es ist herrlich hier, so wild und ... und harmonisch", Leinam war ins Schwärmen geraten. Er konnte sich an dem Anblick, der sich endlos am Fels brechenden Wellen, nicht sattsehen.

"Es ist beeindruckend und es ist kühl", gab Vanyar zurück. "Während der zwei Wochen in der Steppe hatte ich die Hoffnung auf einen schattigen Platz, nein.. auf Bäume, Wälder,.. den Geruch von lebendem Holz, fast aufgegeben." Dankbar fuhr er mit seiner Hand über den rauen Stamm des nächstliegenden Baumes.

"Was?"..., der Steppenelf konnte sich nur schwer von dem Anblick des Meeres losreißen, "der Wald?..., ja, du hast Recht, der Schatten ist nach der langen Reise sehr angenehm."

"Wir kommen doch aus vollkommen verschiedenen Welten", dachte Vanyar bei sich, um dann ebenfalls gebannt das Spiel der Wellen zu beobachten. Später dann legten sich die Freunde dann zur Ruhe. "Morgen", dachte Leinam, "morgen werden wir die Bucht erreichen", dann schlief er ein. Der Waldelf hatte sich schon in die Krone eines Baumes zurückgezogen.

Kaichiri streckte sich und strich prüfend über ihre Haut. Die Creme war gut eingezogen und würde sie vor dem verstärkten Austrocknen schützen. Auch das Atmen war inzwischen leichter geworden, obwohl sich die Luft in ihren Lungen immer noch unangenehm anfühlte. Sehnsüchtig blickte sie aufs Meer, aber es war Zeit sich auf ihre Reise übers Land vorzubereiten, daher flocht sie ihr langes Haar zu einem dicken Zopf und ging zu ihren Kleidern. Sie hatte eine leichte Hose aus weichem Robben-Leder gewählt und ein Hemdchen aus weißem Stoff, welches die Landlinge Seide nannten. Als sie die Kleider überstreifte runzelte sie leicht die Stirn. Irgend etwas spuckte durch ihr Unterbewusstsein, aber sie bekam es gedanklich nicht zu fassen. Kaichiri verdrängte es, denn erzwingen konnte man so etwas nicht und andere Aufgaben warteten auf sie. So setzte sich die junge Frau an den Strand, nahe genug, um noch die Gischt auf ihrem Gesicht zu spüren und erwartete die Ankunft der versprochenen Führer. "Na ja, wenigstens meine Wohnkuppel scheint schon auf dem Weg zu sein", dachte sie bei sich, auch wenn sie den Erzählungen der Ihren, die von einem Bergriesen berichteten, der die Wohnkuppel mit weiten Schritten davontrug, wenig Glauben schenkte.

Früh am nächsten Tag machten sich die beiden Elfen wieder auf den Weg, so dass sie gegen Mittag an der besagten Bucht ankamen. Schon von weiten sahen sie eine zierliche, helle Gestalt, die auf einem Felsen inmitten der Brandung saß. Auch Kaichiri bemerkte die Ankunft der beiden Naturgeister. Sie stand auf und sprang mitten in die Brandung, um kurze Zeit später am Strand, unmittelbar vor den beiden verdutzt schauenden Männern aufzutauchen.

"Ich bin Kaichiri, seid ihr meine Führer nach Titania, Landlinge?" Vanyar betrachtete die Frau, bis er sich schließlich an Leinam wandte: "Eine Bahuni. Aber Finyen wird schon wissen, was sie tut".

Der Steppenelf musste unvermittelt grinsen. "Ich bin Leinam, mein Freund heißt Vanyar. Ihr habt recht, Kaichiri, wir sollen euch nach Titania geleiten. Wir können sofort los, wenn es euch recht ist".

"Nun, dann los. Je eher ich diese Wüste hinter mir habe, umso besser." Die Wasservolkfrau blickte mit einem Anflug von Verzweiflung in den Augen über die weite Steppe.

"Wüste?", wunderte sich Leinam, während Vanyar der Frau auf den Silaryan half, "der Tiefland- streifen steckt voller pulsierendem Leben. Hört ihr die Stimmen nicht?"

Kaichiri horchte kurz auf, "Stimmen? Nein, ich höre das Rauschen des Meeres, und sehe das trockene Land."

Vanyar, der hinter Kaichiri auf den Silaryan stieg bemerkte das Unbehagen der Frau vor ihm. "Sie hat ihre gewohnte Umgebung verlassen," dachte er, ihr wird das Meer wohl ebenso fehlen, wie mir der Wald. Er sprach sie jedoch nicht an, "unhöflich", dachte er. So ritten die beiden auf dem Rücken des Silaryan hinter Leinam her hinein in die Weite der Steppe.

Wenig später bat Kaichiri dann um eine Pause. Sie wollte erneut Creme auftragen, um ihre empfindliche Haut vor der Sonne zu schützen. Während der Pause, das Meer war noch am Horizont zu sehen, wurde Leinam plötzlich unruhig. Mit schmerzverzerrtem Gesicht wandte er sich an Vanyar. "Am Strand", seine Hand wies zum Meer, "dort leidet ein Wesen, spürst du es?"

Vanyar legte den Kopf leicht schief, als ob er lauschen wollte, dann sprang er mit einem Satz auf den sich überrascht aufbäumenden Hengst und galoppierte los. Leinam, mühsam um seine Fassung ringend, schaute noch kurz zu Kaichiri, die verwundert dem Waldelfen hinterhersah.

"Wartet hier, wir müssen helfen". Dann lief auch der Steppenelf los. Und schon bald waren beide in den Weiten der Steppe nur noch als kleine Punkte auszumachen.

Kaichiri wollte gerade ärgerlich werden, als auch sie im Unterbewusstsein einen Ruf vernahm. Sie wurde gerufen. Nicht mit Namen, nein...anders.., aber egal, sie musste zurück zum Meer, sofort. Die junge Frau blickte in Richtung Küste. Dann lief auch sie unvermittelt los. Ihrem Gefühl folgend rannte sie, bis ihr die Lungen brannten. Der Schweiß lief ob der ungewohnten Anstrengung in Sturzbächen ihren Körper hinunter. Einige Male stolperte, fiel sie in den trockenen Staub der Steppe. Aber ebenso oft stand sie wieder auf. Und als sie schon glaubte, keinen Schritt mehr tun zu können, kam sie, vollkommen erschöpft am Strand an.

Nur wenige Meter entfernt bemühten sich die beiden Elfen um einen, "nein, das kann nicht sein, einen gestrandeten Pelaaja? Hier an der Küste?" Kaichiri war sichtlich verwirrt. Dieser fast sechs Schritt lange Zahnwal lebte auf hoher See und jagte in den Tiefen der Meere. Spielten ihr ihre Augen vielleicht einen Streich? Nein, denn seine Haut war schwarz, grau und weiß gestreift und die Unterseite komplett weiß.

Die beiden Männer unterdessen gruben mit ihren Händen um den Wal herum. Wie besessen schaufelten sie den Sand unter dem Tier weg, um dem Wasser wieder Raum zu schaffen. Dann schoben sie, drückten wieder und wieder gegen das Tier, das sich ganz offensichtlich dagegen wehrte. Mehrmals verfehlte das mächtige Maul mit großen spitzen Zähnen die beiden Elfen nur knapp. Diese aber ließen sich nicht beirren. Und schließlich schafften sie es. Der große Wal rutschte, wild mit der Schwanzflosse um sich schlagend zurück in die schäumende Brandung. Die beiden Elfen atmeten tief durch. "Geschafft", schoss es beiden erleichtert durch den Kopf, als der Pelaaja erneut gefährlich nahe am Strand auftauchte.

Angst überflutete Kaichiris Denken, aber es war nicht ihre Angst. Wut schwang mit. Wut darüber dass man versuchte ihn zurück ins Meer zu schieben, wo er doch woanders hin wollte, aber diese Wesen waren so freundlich und er wollte sie nicht verletzten. *Da bleiben mag. Weg gehen Andere.* formten sich Wörter, Bilder und Gefühle in Kaichiris Geist.

Sie beeilte sich ins Meer zu waten, doch jede Bewegung war plötzlich anstrengend und ein ungewohntes Gewicht schien auf ihr zu lasten. Nein, nicht auf ihr, dieses Gefühl überschwemmte sie aus ihrem Unterbewusstsein und war nicht ihres. Eine Flut von Wortbrocken, Bildern und Gefühle überlagerten und verdrängten ihre eigenen Gefühle, Empfindungen und Gedanken. Sie spürte Wasser um sich herum, obwohl sie gerade mal mit den Füßen im seichten Wasser stand.

Die beiden Naturgeister unterdessen hatten sich an den Strand gelegt, um auszuruhen und um zu beobachten. Die Frau benahm sich merkwürdig. "Bahuni", schoss es Vanyar durch den Kopf, dann aber konzentrierte er sich wieder auf die Frau, die zwischenzeitlich in der Brandung stand.

*Ruhig, beruhige Dich. Du gehörst nicht hierher. Das weite Meer ist Deine Heimat und nicht die Küste.* dachte sie den Pelaaja an und versuchte dabei ein Gefühl der Ruhe und Zufriedenheit mit zu übermitteln.

*Nein, nein, muss sein wo Du.* Bilder wie sie mit dem Zahnwal durch die Meere tobte und jagte erschienen vor Kaichiris Augen.

*WAS!*

*DU Ich Einheit! Nicht gehen. Nicht trennen!*

Verzweiflung überspülte Kaichiris Gedanken und sie schafft es einfach nicht diese fremden Gefühle von ihrem Geist fern zu halten. Panik überkam sie, aber dies war auch nicht ihre Panik. Verdammt noch mal, warum konnte sie dies nicht abblocken wie sonst. Diese Empfindungen gehörten einfach nicht in ihren Kopf.

*Doch. So sein muss. Du Gefährte. Ich Dich wählen. Zusammenschwimmen.*

Kaichiri schnappte heftig nach Luft und bekam sofort einen Hustenanfall. Das durfte einfach nicht war sein. Sie war keine Jägerin. Sie war Heilerin, Nein, sie war die YLIN Sankara, die oberste des Wasservolkes und dies war ein Pelaaja, kein Delphin. Es konnte nicht sein, ein Keärni lief so nicht ab. Was wollte sie mit einem Pelaaja der frei schwimmen musste, jagen und toben. Ihr Platz war meist im Regierungsgebäude zu Pääkau Punki oder bei Gesprächen mit wichtigen Leuten aus den Kasten oder Trockenländler.

*Doch. Doch. Ich so wollen. So jetzt ist.* Bestimmtheit flutete mit und Kaichiri wurde bewusst, dass daran nichts mehr zu ändern war. Sie übermittelte dem Pelaaja ihre Zustimmung und sah sich um. Ihre Begleiter standen bereits wieder am Ufer und beobachteten erstaunend die Wasserfrau und den Wal.

* "Ich muss ....." sie stockte. *Wie heißt Du eigentlich?* fragte sie den Wal. *Ich Lapsi Du Kaichiri*

"Ich muss Lapsi nur noch beruhigen und dazu bringen auf mich zu warten, dann können wir uns wieder auf den Weg machen." erklärte sie den beiden am Strand liegenden Elfen und schwamm dann mit dem Pelaaja ins Meer hinaus.

Es dauerte lange bis sie dem Pelaaja begreiflich gemacht hatte, dass er jetzt nicht mit ihr schwimmen konnte, sie aber ganz bestimmt wieder kommen würde. Er war traurig, akzeptierte es jedoch und schwamm ins tiefe Meer davon.

Erleichtert kehrte Kaichiri an Land zurück. Entleerte Ihre Lungen vom Meerwasser und sog Luft ein. Dann suchte sie sich trockene Kleidung aus ihrem Reisebeutel und zog sich um. Da sie nun mindestens ebenso erschöpft war, wie die beiden Elfen, war sie dankbar, als Leinam ihr erklärte, dass sie nun, da die Dämmerung bereits heraufzog, noch eine Nacht hier am Strand verbringen würden.

"Wie konntet ihr spüren, dass der Pelaaja in Gefahr ist?" Wollte Kaichiri nach dem Abendessen von den Elfen wissen.

"Wir lauschen den Stimmen der Natur und vernahmen den Ruf", erklärte Leinam, als sei dies selbstverständlich.

"Und warum habt ihr ihm geholfen?" Die Neugier der Frau war geweckt. Diese Landlinge waren anders. Eben so ähnlich wie Droll, stellte sie erleichtert fest. Droll, ebenfalls ein Naturgeist und ein guter Freund des Wasservolkes war überhaupt erst der Grund für den nun beginnenden Kontakt zwischen den beiden Völkern gewesen. Viel Wunderliches hatte er zu berichten gehabt.

"Was sollten wir mit so viel Fleisch?" entgegnete Vanyar. "Das Tier litt Qualen und da sein Tod niemanden genützt hätte, haben wir versucht sein Leben zu erhalten."

"Oh, ja, natürlich, das Fleisch eines Pelaaja könnte viele hungrige Mäuler stopfen". Kaichiri begann die beiden Elfen zu verstehen. "Nur das mit den Stimmen der Natur verstehe ich noch nicht, kann man lernen, die Stimmen zu hören?"

"Du bist eine Bahuni," erklärte der Waldelf, "wir Naturgeister hören, nein wir fühlen die Natur die uns umgibt. Für uns ist das so selbstverständlich wie für dich das Schwimmen. Daher kann ich dir auf deine Frage nicht antworten. Vielleicht solltest du Finyen fragen. Die kennt sich in solchen Dingen besser aus, wie wir."

Leinam hatte der Unterhaltung versonnen gelauscht, nun fragte er seinerseits: "Aber du hast den Fisch doch auch gehört, oder? Es sah zumindest so aus."

"Hm, nein, der Pelaaja ist mein Gefährte, er hat mich erwählt, daher konnte ich ihn hören, ihn fühlen. Außerdem ist er ein Wal, kein Fisch" grinste Kaichiri.

Leinam überlegte, "Vielleicht wirst du den Stimmen der Natur eines Tages lauschen können."

Kaichiri fühlte sich in Gegenwart der zwei Elfen immer wohler. Sie waren, so wie Droll versprochen hatte, ganz anders als die anderen Landlinge, die sie verachtete für all das was sie ihr angetan hatten. Satt und zufrieden lauschte sie dem Lied der Brandung und war bald darauf in tiefen Schlaf gefallen.

In der folgenden Zeit, während der langen anstrengenden Reise lernte Kaichiri ihre Begleiter immer besser kennen. Vanyar erzählte ihr vom Wald und der Schmiedekunst, während Leinam ihr die kleinen und großen Wunder der Steppe zeigte und erklärte. Und sie versuchte ihrerseits den Elfen ihre Heimat, das unendliche Meer, nahezubringen. So wuchs mit dem Respekt auch die Freundschaft zwischen den Gefährten.

Schließlich aber kam am Horizont Titania in Sicht. Die Feuerzinne leuchtete weithin sichtbar und die weißen, makellosen Mauern und Türme versetzten Kaichiri in Staunen.

"Und in der roten Kugel dort ist wirklich Lava?", verlangte sie zu wissen.

"Ja", entgegnete Vanyar, "dort leben Feuerkobolde, die dafür Sorge tragen, dass die Lava nie erkaltet."

"Und das da, neben Titania?" Kaichiri zeigte auf einen Punkt, abseits der großen Handelsstadt.

"Das ist Neu-Descaer, die clanthonische Flüchtlingsstadt", erklärte der Waldelf. "Sie kamen vor einiger Zeit auf Oberons Geheiß in unser Reich."

"Hier leben auch richtige Landlinge?", stieß Kaichiri verwundert aber auch leicht verärgert zwischen ihren Zähnen hervor.

"Ja, sie leben hier und wir lernen voneinander". Vanyar taxierte Kaichiri, erstaunt über deren Reaktion. "Es sind friedliche, fleißige Leute. Sie leben nach den Gesetzen der Natur. Sie haben schnell gelernt, sehr schnell."

Deutlich unterkühlt gab die Botschafterin zurück, "Nun wir werden sehen, ihr habt mir so viele Wunder in euerem Reich gezeigt, vielleicht ist dies dort," ihr Arm richtete sich steif auf die Flüchtlinge, "ein weiteres."

Leinam erkannte Kaichiris leichten Ärger, auch wenn er ihn nicht verstand. Er zog es aber, wie schon häufiger in den vergangenen Wochen, vor, sie nicht darauf anzusprechen, halb verheilte Wunden aufzureißen. Statt dessen rief er, "Kommt ihr beiden, wir werden sicher schon erwartet, wenn wir uns beeilen werden wir Titania noch heute Abend erreichen".

Sowohl Kaichiri als auch Vanyar vergaßen ihr Diskussion ob der erfreulichen Aussichten. Sie begaben sich wieder auf den Weg.

Kurz vor Sonnenuntergang durchquerten sie schließlich das Baumtor. Kaichiri und Vanyar stiegen vom Silaryan. Der Waldelf bedankte sich nochmals herzlich dafür, dass er sie so lange Zeit getragen hatte, dann aber trabte das Tier deutlich erleichtert der nächsten Weide zu.

Die drei durchquerten nun zahlreiche Haine und Wäldchen, die verstreut auf Wiesen und Weiden standen. Hier und da konnte man bereits die gesamte Pracht der Zitadelle erkennen und Kaichiri blieb mehrmals mit offenem Mund vor ihr fremden Naturgeistern und Bauwerken stehen.

"So ruhig und friedlich hier", bemerkte sie dann mit einem Seitenblick auf einen vorbeiziehenden Menschen, der mit seinem Wagen dem Baumtor entgegenstrebte.

"Wie ich schon sagte, hier halten sich alle an die Gebote der Natur, meistens jedenfalls", entgegnete Vanyar, "ah, wir sind da."

Der Waldelf wies auf einen großen klaren Teich, der inmitten eines schattenspendenden Wäldchens lag. Der Teich hatte sowohl Zu- als auch Ablauf und im Zentrum ragte eine Perlmuttkuppel aus dem Wasser.

"Entspricht der Teich eueren Vorstellungen," sprach Leinam Kaichiri an. "Äh, ja, wunderbar, kühl und schattig." Die Blicke der jungen Frau ruhten sehnsuchtsvoll auf dem Wasser.

"Nun, dann richtet euch erst mal ein. Falls ihr etwas benötigt, wendet euch an den Rat. Man wird euch in den nächsten Tagen offiziell begrüßen." Leinam gab sich wirklich alle Mühe, die Aufmerksamkeit der jungen Frau auf seine Worte zu lenken, diese aber stand leicht bebend, den Blick fest auf das Wasser gerichtet da und rührte sich nicht.

Vanyar konnte dies nicht länger mit ansehen. "Nun spring schon rein, du Trockenfisch, das kann man sich ja nicht mit anschau...".

Ehe die beiden Elfen sich versahen, war Kaichiri auch schon gesprungen und in dem Teich verschwunden.

"Willkommen in Titania", schickte Vanyar noch nach, er zweifelte jedoch daran, dass Kaichiri das noch gehört hatte.

Vanyar
Kaichiri
2000