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Folge dem Grinsen
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Der Götterbote unterwegs

Wie fast jeden Morgen in der letzten Zeit stand ich am Hafen von Titania und schaute hinaus auf die See. Es war ein schöner Morgen mit sanften Winden, die die Segel der ein- und ausfahrenden Schiffe füllte. So früh am Tag war ich noch ziemlich allein auf dem Kai, der einem glatten grauen Finger gleich in das Wasser hinaus zeigte. Manchmal, wenn ich dort stand, beschäftigten mich die Probleme, die man als Handelsmeister nun mal so hat. Da gab es Handelsleute, die mir erklärten ihre Ladung Steine müsste unbedingt sofort transportiert und verladen werden und das Korn des Anderen könnte noch warten. Wobei ich dann nur Unverständnis bekam wenn ich darauf hinwies, dass Steine nicht schlecht werden und keinen Hunger stillen konnten.

Aber wer verstand schon Bahunis und ihre Sicht der Dinge. Ich jedenfalls nicht oder zumindest nicht ganz. An diesem Tag jedoch dachte ich an etwas anderes.

Es fing alles nach einer ausgedehnten Feier einer Gesandtschaft der Walis an. Ich hatte es dann doch geschafft, dem Rat von Willi, meinem kleinen atomischen Freund, zu folgen und mich von dem Gelage zu entfernen, bevor ich von zu viel Met in die Knie gezwungen worden wäre. Mühsam und froh über den kurzen Weg zu meinem Zelt, wickelte ich mich in meine Decke, ließ noch einen entspannten Seufzer hören und genoss es schon, langsam in den Schlaf abzugleiten, als ein energisches Räuspern zu hören war. Ich war mir zuerst nicht ganz sicher ob ich das noch gehört oder schon geträumt hatte und entschloss mich aus reiner Bequemlichkeit, dass dieses Geräusch nicht wirklich da gewesen sein konnte. Doch das Räuspern blieb hartnäckig. Ein Zweites und noch ein energischeres drittes Mal ließ sich dieses Räuspern vernehmen. Letzteres wurde sogar von einem heftigen Ziehen an meiner Decke begleitet. Noch nicht ganz sicher, ob ich die Störung nicht vielleicht doch besser ignorieren sollte, schlug ich die Augen wieder auf. Vor mir stand ein Kobold. Ein Mondkobold, um genau zu sein. Mit einer theatralisch herrschaftlichen Geste legte er seine rechte Hand an seine Brust und sprach mit salbungsvoller Stimme "Ich bin der Kleinkämmerer der Prinzessin von Moine zu Titania und außerdem bin ich von dem klugen Herrscher der Xidurier zum Gott erklärt worden und die edle Dame Elin van de Wijs geruhte sich mir als Abgesandte und Preiserin meines Namens anzubieten." Hier machte er eine Pause und schien irgendwie auf eine Reaktion zu warten. In Anbetracht der herrschaftlichen Rede des Kobolds hatte er wohl etwas getragenes, mit viel Ehrfurcht gespicktes erwartet, aber mir viel eigentlich nur ein ungläubiges "Was?" ein. Etwas irritiert fuhr er nun weniger herrschaftlich, dafür mit einer gewissen Prise Trotz fort " Ich bin Sarkonn und du der neue Handelsmeister, oder nicht?", "Doch, doch, das stimmt" antwortete ich. Solchermaßen bestätigt fuhr Sarkonn wieder enthusiastischer fort "Kapitänin Elin hat mir angeboten, göttliche Gegenstände aus meinen Händen in die Hände meiner Gläubigen in allen Welten zu bringen und ich habe dich ausersehen, als mein göttlicher Bote zu fungieren und ihr diese Gegenstände zu bringen." Irgendwie hatte ich das Gefühl, das hier etwas nicht stimmte. Ich hatte es schon damals für eine typische Bahuni Idee gehalten, die Kobolde zu Göttern zu erklären. Die meisten spielten ein wenig damit und suchten sich dann etwas Neues. Sarkonn, der ja nun schon geraume Zeit diesen fürchterlichen Titel mit sich umhertrug wie ein Lieblingsschmuckstück, schien an dieser Idee mehr gefallen gefunden zu haben. Schon allein das hätte mich vorsichtig oder zumindest ein wenig nervös machen müssen, aber wie gesagt ich war müde, hatte zu viel getrunken und befand mich noch im Halbschlaf. Sarkonn kannte allerdings kein Erbarmen. "Hiermit ernenne ich dich zu meinem Boten und beauftrage dich, diese Gegenstände zu Elin zu bringen.". Er machte eine kurze Pause; wohl um meine freudige Zustimmung zu hören. Das Kratzen meiner Hand am Hinterkopf konnte nun aber selbst ein total überdrehter Kobold nicht für eine Zustimmung halten. Irgendwie trotzig legte er nun einige Gegenstände auf die Decke, die er immer noch in seinen Fingern gehalten hatte. Wobei mir auffiel, dass so langsam meine Zehen kalt wurden.

Es war da eine schöne Schwungfeder eines Greifvogels, ein paar durchschimmernde Steine, eine Locke Haar - von einem Shaktu glaube ich - und sogar ein glatt geschliffenes Fragment eines Mondsteins, der im Licht der Nacht sanft schimmerte. Wenn er ein so wertvolles Stück hinlegte, musste es ihm wirklich sehr wichtig sein. Danach warf er fast verächtlich ein paar rot schimmernde Steine hin und noch ein paar von den Transparenten. Ob Letztere nicht eher versehentlich mit herausfielen, weil er einfach seinen Beutel auf meine Decke auskippte, weiß ich nicht. "Ich habe einen Waldelfen gefragt, ob er mir nicht ein kleines Kästchen machen könne, damit die ganzen Sachen auch richtig transportiert werden können. Er müsste morgen zu dir kommen und sie dir geben. Hoffe ich!" Er sah einen Moment nachdenklich zur Decke "Wirst du mir helfen?". Müde zwang ich meinen müden Kopf, das Ganze in einen halbwegs richtigen Zusammenhang zu bringen. Doch der kleine Kobold ließ mir keine Ruhe "Hast du alles richtig verstanden Handelsmeister von Titania?" Wieder musste ich mich einer nicht ganz angemessenen Entgegnung schuldig bekennen denn nach einen "Was? äh, ja." hatte sich mein Wortschwall auch schon erschöpft. "Danke Lainam! Du wirst Elin bestimmt schnell finden! Sie ist erst vor zwei Tagen mit ihrem Schiff abgefahren." Sagte er und schwang sich auf einen Mondstrahl und verschwand. Müde legte ich meinen Kopf zurück auf das Kissen und wollte wieder in diesen Zustand zurückkehren, aus dem mich dieser Kobold gerissen hatte. Langsam sank wieder die Müdigkeit in meine Glieder, als sich hartnäckig Sarkonns letzter Satz in meine Aufmerksamkeit schlich. "Hm, also seit zwei Tagen mit einem Schiff unterwegs.". Es brauchte wirklich einige Zeit, in der ich diesen Satz hin und her wälzte, um mir letztendlich klar werden zu lassen, dass diese Elin, an die ich mich nur sehr dunkel erinnern konnte, nun seit zwei Tagen mit unbekanntem Ziel unterwegs war. Ich schreckte hoch. "Sarkonn! Komm sofort wieder her! Wo bist du, du Schlingel?" rief ich ebenso energisch wie vergeblich zum Zelteingang. Selbst der Mond versteckte sich hinter einem einsamen Wolkenband, das am Himmel schwamm. Aufgrund der einfachen Tatsache, dass ich zurzeit nichts ändern konnte aber todmüde war, entschloss ich mich, mit dem Grübeln über diese Angelegenheit bis nach dem Aufwachen zu warten.

Am nächsten Morgen, überflüssig zu erwähnen, dass es später wurde als üblich, machte ich mich auf die Suche nach der Kunde, wo Elin mit ihrem Schiffe denn hin sei. Ich erfuhr, dass sie eine gerissene Händlerin sei, die Korsaren nicht gut auf die Frysen zu sprechen seien und die Zwerge wegen irgendwelcher Vertragsfeinheiten einige Probleme mit ihr hatten. Am Abend war ich eigentlich so klug wie am Morgen. Zu sagen, ich sei niedergeschlagen wäre vielleicht noch untertrieben. Ich als Handelsmeister bekam einen Auftrag von einem Naturgeist, einen Auftrag, der ihm wohl sehr wichtig war, und ich schaffte es nicht, ihn zu erfüllen. Ich ging zurück zu meinem Zelt und gedachte mich einfach mal ein wenig unter einer Decke zu verstecken. Vor dem Zelt befand sich ein Waldelf. Er hatte sich auf einer meiner Decken ausgestreckt und beobachtete das Springen und Laufen der Wolken im Wind. Neben ihm lag ein kleines hölzernes Kästchen. Seine Oberfläche war glatt wie ein Spiegel und hatte einen warmen, honigfarbenen Ton. Ich konnte keine Verarbeitungsspuren oder Holzübergänge erkennen, was mich ein wenig verwunderte. Als er mich bemerkte, stütze er sich auf seinen Ellbogen und lächelte mich freundlich an. "Na unterwegs gewesen? Mein Name ist Vieran und ich denke, wir haben letzte Nacht beide Besuch bekommen oder?" Verhaltend grinsend entgegnete ich: "Wenn du da an einen in schwarzen Stoff gehüllten Kobold mit dem Namen Sarkonn denkst, hast du recht. Ich denke, dies Kästlein neben dir ist dann wohl das von ihm angekündigte Behältnis für die göttlichen Gaben an die edle Elin." Breit grinsend nickte er und legte sich zurück ins Gras. "Und wie geht es voran mit der Suche nach dieser Frysin?". Ich weiß, dass sie immer noch im Binnenmeer ist, aber wo genau sie da ist, weiß ich nicht." Danach herrschte eine Weile Schweigen. Ich legte mich auch ins Gras und ließ meine Gedanken mit den Wolken treiben. Nach einer Weile fragte Vieran: "Ich habe vor kurzem eine junge Waldelfe kennen gelernt, die mir von euch erzählte. Aber etwas habe ich da nicht verstanden. Wenn ihr viele Sonnenzyklen unterwegs seid, wie findet ihr dann eure Familien wieder?" "Das ist eigentlich recht einfach. Mit meiner Familie verbindet mich ein Band. Das sind Wesen, die mir am Herzen liegen. Auch wenn ich nicht weiß, wohin sie ihre Füße setzen, die Steppe weiß es. Wenn ich zu ihnen will, erinnere ich mich an Szenen, an denen wir zusammen gelacht oder geweint haben. Die Steppe führt dann meine Schritte zu meinen Lieben hin. "Eine Zeitlang sahen wir gedankenverloren in den Himmel. "Musst du die Person lieben, um dies zu können? " fragte mein Nebenelf. "Nein eigentlich nicht, ich muss die Person nur gut kennen. " "Hmm, ich denke dann solltest du Elin kennen lernen und dann einfach hin laufen. Das Binnenmeer ist umschlossen von Land, und solange dies so ist, wirst du sie irgendwann treffen." Still ließ ich mir diese Idee durch den Kopf gehen und fand immer mehr Gefallen daran. " Ich danke dir! Das werde ich mal versuchen. "Wir sahen noch eine Weile nach oben, dann verabschiedete sich Vieran mit dem Hinweis auf seine Gefährtin, und dass er mit Kochen dran sei. Während ich weiter meine Seele baumeln ließ, rief ich mir in Erinnerung, was ich von Elin wusste und stellte fest, dass ich zwar recht gut wusste, was Elin war, aber nicht wusste wer sie war. Ich konnte mich nur eher dunkel an sie erinnern. Früh am nächsten Morgen ging ich los und fragte alle, die mit ihr zu tun gehabt haben könnten, was sie über Elin wussten. Ich ließ mir beschreiben, wie sie aussah, wie sie sprach, Eigenheiten und Anekdoten. Seltsamerweise waren es die Korsaren und die Zwerge, die sie am genauesten beschrieben. Aber alle erwähnten ihre Bereitschaft zu lachen oder zumindest ein herzerwärmendes Grinsen zu zeigen. Langsam formte sich in meinem Geist ein Bild von der Frysin. Ich erinnerte mich an dieses Grinsen, das immer wieder aufblitzte wenn sie sich mit einem unterhielt. Früh am nächsten Morgen ging ich vor die Tore Titanias, rückte mein Bündel zurecht, nahm meinen Bogen in die Hand und rief ihr Angesicht vor mein geistiges Auge. Ich erinnerte mich an die Geschichten, die mir erzählt worden waren, und ehe ich mich versah, war ich in einen leichten Trab verfallen und setzte meine Füße in dem sicheren Wissen, das sie wussten, welcher Weg zu meinem Ziel führte. Ich lief den ganzen Tag, schwelgte in dem Gefühl des Gleitens durch das Land und ließ mir den Wind ins Gesicht pusten. Gegen Abend merkte ich, wie es mich immer mehr Anstrengung kostete, das Bild von Elin herauf zu beschwören. Um die Spur nicht zu verlieren, machte ich eine Pause und ruhte. Am nächsten Morgen ging es weiter, und je länger ich lief, umso sicherer wurde ich mir meines Weges. Langsam begann sich die Landschaft zu verändern. Das satte Grün des Grases wurde heller und die Gräser dünner. Hatte ich zuerst immer irgendeinen Baum oder Strauch im Blickfeld, so musste ich nun suchen, um einen zu sehen. Auch die Luft wurde trockener.

Nach mehreren Tagen sah ich in der Ferne eine Stadt auftauchen. Mein Weg führte mich schnurgerade zu einem großen Fluss der offensichtlich durch die Stadt floss. Mein Weg endete erst mal an einer zwar breiten, aber relativ flachen Furt. Danach wendete ich mich zur eigentlichen Stadt und konnte ohne von irgendwem aufgehalten zu werden, zum eigentlichen Hafen vorrücken. Allerdings konnte ich manch neugierigen Blick spüren, und auch der steigende Geräuschpegel hinter mir sprach davon, dass ich nicht unbeachtet geblieben war. Am Tor zur Hafengegend allerdings sah es anders aus. Im Durchgang standen zwei Korsaren in nicht eben sehr sauberer Kleidung mit schweren Säbeln an ihren Gürteln. Kurz hielt mir der größere der beiden seine Hand entgegen und schnauzte mir Befehle entgegen. Was er jedoch wollte, verstand ich nicht. Nachdem ich die Sprachen, die ich selbst beherrschte versucht hatte und mit Händen und Füssen gestikulierend mich verständlich machte, konnten wir uns zumindest soweit verstehen, dass er Gold verlangte dafür, dass er mich einließe. Als ich in meinen Beutel griff, um ihn etwas Gold zu geben, bekam sein Gesicht einen seltsamen Ausdruck. Mit gierigen Blicken beäugte er den Beutel und sah dann zu dem entspannten Bogen in meiner rechten Hand und dem Griff meines Arbeitsmessers in meinem Gürtel. Mit einer vermeintlich schnellen Bewegung griff er zu seinem Säbel, riss ihn heraus und wollte zuschlagen. Ich war zwar überrascht, warum dieser Bahuni mich jetzt angriff, aber trotzdem reagierte ich sofort. Kein Wesen konnte in der Steppe überleben, wenn es in einer solchen Situation erst lang überlegte, was zu tun sei. Noch während er seine Waffe aus der Scheide zog, war meine linke Hand zum Messer geschnellt, und ich zog es mit einer einzigen Bewegung aus seiner Hülle in Richtung seiner Kehle. Ich spürte, wie die scharfe Klinge durch weiches Fleisch schnitt und bewegte mich schnell aus der Schlagrichtung des Säbels. Der Korsar brach mit einem gurgelnden Laut neben mir zusammen. Sein Kumpan hatte derweil auch seinen Säbel gezogen und sah zuerst seinen toten Kameraden, dem Gold, das seiner kraftlosen Hand entfallen war und dann mein blutiges Messer an. Nach kurzem Zögern steckte er seine Waffe wieder ein, wies mich mit Handbewegungen an zu passieren und wandte sich danach dem Gefallenen zu, um seine Taschen und Beutel einer eingehenden Inspektion zu unterziehen. Da ich nicht wusste, was den Bahuni veranlasst hatte, mich anzugreifen oder welche Handlungen für die Bestattung nötig waren, aber von seinem Kameraden weggeschickt worden war, reinigte ich meine Klinge, steckte sie weg und ging weiter. Im eigentlichen Hafen suchte ich das Schiff, das mir von so vielen beschrieben worden war. Nach kurzer Zeit fand ich es. An Bord bereitete man bereits alles vor, um abzulegen. Schnell lief ich zu dem Schiff und sprang an Bord. Dies erzeugte an Bord einige Aufruhr, der jedoch von einem hinter dem Steuerruder stehenden Mann mit lauter Stimme und energischen Worten unterbunden wurde. Danach wurde ich mit einfachen Zeichen von einem kleinen Jungen zur Kapitänin gebracht. Sie trug eine einfache Jacke und eine dunkle schon etwas verblichene Hose. Die Hosenbeine steckten in hohen Stiefeln, die ebenso wie die ganze restliche Kleidung Spuren von Benutzung aufwies und wohl eher den Begriff praktisch als schick verdient hatten. Unter einem Dreispitz, der ihr Gesicht beschattete, sah sie mich an. Ihr Blick, der auf mir ruhte, war weder freundlich noch feindlich, eher sah es so aus, als würde ich sie bei irgendetwas stören. Da stand ich nun. Sie musterte mich von oben bis unten, und langsam stahl sich dieses Grinsen in ihr Gesicht, das von so vielen beschrieben worden war. " Ein Elf! Und dazu noch weit weg von daheim. Was verschafft mir die zweifellos zweifelhafte Ehre?" Froh darüber, jemanden vor mir zu haben, der eine Sprache beherrschte, die auch mir geläufig war, aber dennoch etwas unsicher darüber, was nun passieren sollte, hielt ich ihr die kleine Kiste aus meiner Tasche hin. "Sarkonn schickt dir dies. Aber frag mich nicht, warum!" "Hm." war ihre einzige Reaktion auf diesen Satz. Dann konnte man direkt sehen, wie es hinter ihrer leicht gefurchten Stirn arbeitete. Einen kurzen Augenblick später floss das Leuchten der Erkenntnis über ihre Züge, und sie öffnete die Kiste mit einer gewissen Ehrfurcht. Danach nahm sie langsam Stück für Stück kurz in die Hand und schien sie einzeln in der Hand abzuwägen. Welche Bedeutung hinter diesen Stücken lag, wusste ich nicht. Die meisten Dinge betrachtete sie mit einem Ausdruck im Gesicht, wie man etwas Seltenes, Kurioses betrachtet. Bei den bunten Steinen allerdings schienen ihre Augen zu leuchten. Aber es war nicht der Widerschein der Gier, sondern eher das Wissen um einen besonderen Wert. Worin dieser Wert allerdings lag, war mir nicht ganz klar. Sicher, die bunten Steine glitzerten in der Sonne wie kleine bunte Sonnen und sie sahen bestimmt recht hübsch aus als Schmuckstücke oder so, aber ich fand die Feder viel hübscher. Derweil war der Mann hinter dem Steuer zu uns getreten und flüsterte ihr zu "Die Flut - wir müssen ablegen. Kommt der da mit?"

Es dauerte etwas, dann sah sie mich an und fragte mit einer gewissen Spannung in der Stimme.

"Wie sieht's aus? Kommst du mit, oder bleibst du?" Ich war etwas irritiert, warum Sie annahm, ich könnte mitkommen wollen. Ich schüttelte den Kopf und machte mich auf den Weg von Bord. An der Planke rief sie mich noch mal zurück:" Richte dem seltsamen Kerl aus, ich werde die Gaben verwenden, wie es besprochen war". Danach wandte sie sich wieder um und rief Befehle über das Deck.

Da stand ich dann am Kai in dieser Stadt, deren Namen ich nicht mal wusste und sah einem sich langsam entfernenden Schiff hinterher. Ich war zufrieden. Ich hatte Sarkonns Auftrag erfüllt und konnte nun wieder nach Titania. Wobei ich mir wesentlich mehr Zeit ließ als beim Hinweg.

Tja und das war der Moment in dem mich die Wirklichkeit aus meinen Träumen riss. Meine silberelfische Hilfe, die nervigste (abgesehen von Willi natürlich) langweiligste und pedantischte Unterstützung, ohne die ich mit Sicherheit meine Arbeit überhaupt nicht schaffen würde erklärte mir ohne Punkt und Komma, was den der Tag alles so an überraschungen für mich bereit hielt.

Aber das ist eine andere Geschichte und die bringt niemanden zum Träumen.


Copyright © 2013 by Lainam