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EWS-Bericht der Naturgeister 1991

"Das ist ja nicht mehr mit anzusehen", sagte eine tiefe Stimme. "Seit drei Tagen sitzt sie da, als würde alles Leid von Magira auf ihren Schultern lasten", bekräftigte eine andere. "Vielleicht empfindet sie das so", mischte sich eine dritte, sehr viel zartere Stimme ein, "auf jeden Fall aber muss etwas getan werden, sie hat seit drei Tagen weder gegessen noch geschlafen. Ich werde jetzt Vater Baum Bescheid sagen, er kennt Finyen lange genug, um sie zu trösten." sagte die junge Birke und die beiden ehrwürdigen Eichen nickten bedächtig.

Es dauerte nicht lange, da trat ein großer Baumhirte, ein Ent, aus dem Wald ans Ufer des Binnenmeeres, wo Finyen saß und in die Dunkelheit starrte. "Es ist nicht immer gut, so weit spüren zu können, nicht wahr, Tochter." sagte er mitfühlend, "ich spüre es selbst, das Land stöhnt und ächzt unter den schweren Stiefeln der Menschen aus Caswallon und Krye." "Das ist das Los der Wächter", antwortete Finyen, "aber das ist es nicht." "Wovor hast Du Angst, Finyen?", fragte der alte Baumhirte, und seine Stimme war sanft wie der Wind, der durch Blätter fährt, "vor der Verantwortung als Feldherrin? Das musst Du nicht, Oberon hält große Stücke auf Dich, sonst hätte er nicht unser Schicksal ganz in Deine Hände gelegt. Du hast hart gearbeitet und viel gelernt, Du wirst es schaffen." "Ach, Vater Baum, Du tröstest mich, aber das ist es auch nicht", sagte Finyen und war den Tränen nahe, "ich habe getötet, Vater Baum, mit diesen, meinen eigenen Händen, und ich werde es wieder tun müssen ...". Jetzt verstand Vater Baum, und wusste gleichzeitig, dass er ihr fast nicht helfen konnte. Kein Naturgeist tötete freiwillig, und Finyen ist eine Wächterin der Wälder, was es ihr noch schwerer macht. Selbst wenn man sich verteidigte, so war Anderen den Tod zu bringen immer noch eine grauenvolle Sache. Er konnte nur hoffen mit seiner Liebe ihren Schmerz zu lindern. So nahm er sie vorsichtig mit zwei starken Ästen hoch und sie lehnte den Kopf an seine Borke und weinte bitterlich. Nach einer Weile wurde Finyen ruhiger und sah Vater Baum an. "Vielleicht muß ich nicht mehr töten und keiner unseres Volkes, vielleicht ist es sogar besser, den Schlächtern die eine Stadt zu überlassen, um viele Leben zu retten." sprach Finyen, und ihre Stimme war schon viel gefestigter. "Dann, Finyen del Lian. die Du Deinen Mut wiedergefunden hast, sage ich Dir, mache Dich auf den Weg" verkündete Vater Baum mit lauter Stimme. Und Finyen ging. Sie verließ die Geisterinsel und bereiste die Westliche Welt, um ihrem Volk Frieden zu bringen. Lange Abende verbrachte sie in Fenors Hallen in Waligoi; Fenor, Heerführer des Volkes von Waligoi in der Westlichen Welt, den Finyen bald Freund nannte. Sie besuchte Caswallon und Krye und verhandelte erneut mit Diarmiud Flatha Coraniaid und Lüder Brandh. Selbst mit den Heerführern der Dunkelreiche der Substanz von Mhjin sprach sie, obwohl deren Auren ihr einmal mehr unbehaglich waren. Schließlich waren Finyens Verhandlungen erfolgreich, was war schon eine Stadt, gegen das Leben vieler Naturgeister und auch vieler Menschen aus Caswallon und Krye.

So war Finyen doch recht mit sich zufrieden, als sie über ihre Politik nachdachte. Die Verträge waren geschlossen, die zweihundert Schiffe, die in ein Seegefecht mit dem Söldner verwickelt waren sind auf dem Weg nach Hause, und auf die einhundert Onager, die das Schlangenvolk ihr stahl, konnte sie gut und gerne verzichten. Die dreitausend Mann, die noch auf Corrabheinns Schiffen mitfuhren wollten über den Landweg nach Hause kommen. Die bemerkenswerteste Nachricht in dieser dreizehnten Kriegswoche war aber, dass eine riesige Invasionsflotte der Qun im Ydd der Westlichen Welt gesichtet worden war. Aber das ist weit weg, freute sich Finyen über eine Last weniger. Dennoch sollte es für das Volk der Naturgeister keinen Frieden geben. Die Dunklen Götter, schienen erzürnt über die Einstellung des Krieges. Und so schickten sie in der vierzehnten Woche ihren Boten nach Leckedolk, um die Naturgeister zu knechten.
Glücklicherweise hatte Finyen bereits mit dem Abzug der Truppen begonnen, so wurden nur die Zinnen beschädigt und niemand sonst kam zu Schaden.

Doch die Dunklen Götter, deren Rachedurst noch nicht gestillt war, sandten ihren Boten noch einmal zu den Naturgeistern. So zerstörte der Reiter in der fünfzehnten Woche den Turm von Leckedolk und vollbrachte sein grausames Werk an Oberonia, deren stolze Zinnen er einfach wegfegte. Doch Finyen, die schon mehrfach mit den Mächten der Finsternis gekämpft hatte, sorgte auch diesmal dafür, dass kein Naturgeist Schaden nahm. So konnte sie sich beruhigt wieder ihren anderen Plänen zuwenden und sich an die Erfüllung ihres Vertrages machen. Die beschädigten Schiffe, die an der großen Tieflandebene nahe Foodtsiwollof ankerten, wurden voll beladen. Die zweihundert Schiffe, die eben einem Gefecht entflohen waren, erhielten den Befehl zur Insel der 1000 Beben zu fahren und abzuwarten. Celrain, Zauberer der Naturgeister, brachte eintausend Bögen auf magischem Wege nach Foodtsiwollof. Die anderen, viele tausend Mann und Geräte, ziehen sich langsam über die Tieflandebene Richtung Foodtsiwollow zurück. Derweil vertieften sehr viele Naturgeister ihre neue Bekanntschaft mit Krye und begaben sich auf eine Kreuzfahrt (eine bekannte kryische Spezialität). Ihr Ziel war die Vogelinsel mit der ehemaligen Lichtelfenstadt Nesuahnetne, deren Schönheit noch nicht vergangen war.
In der sechzehnten Woche begannen ermüdende Verhandlungen mit der Substanz von Mhjin. Finyen hatte gehofft, dass MyoCastor, Herr von Ankhor, persönlich die Bauarbeiten für den Flottenstützpunkt beaufsichtigte, stattdessen traf sie Moothan, einen Unterführer, der sich obendrein in der Gegenwart von Elfen unwohl fühlte. Die Gespräche waren recht bald erfolgreich, und so konnte Finyen mit ihren Schiffen ankern und Land in Besitz nehmen, um dort ihr Heer neu zu formieren. Währenddessen war auch Celrain nicht untätig. Er brachte viertausend der besten Krieger der Naturgeister bis vor Rotarbiv, der Stadt der Feen, deren Anblick den Naturgeistern Mut machte, obwohl die Anwesenheit von plumpen Sterblichen nicht zu überhören und zu übersehen war. Die einst glänzenden Stadtmauern waren stumpf geworden.

"Du hättest das nie zulassen sollen", brummte Dalin, ein alter zwergischer Bergmann, der viele Edelsteine für die Feen geschürft hatte. "Das ist nicht Finyen's Schuld" sagte eine melodische Stimme.. "Was weißt Du schon, Du junger Kerl" grummelte Dalin und musterte den jung aussehenden Elfen gutmütig, der um ein vieles älter war als der Zwerg. "Wenn Ihr mich fragt, dann hätte Finyen nie mit dem Sterblichen-Pack verhandeln sollen. Der Wali und der Kryer saufen unseren Wein und der verdammte Caswallonier hat nichts besseres zu tun, als unseren Feen nachzustellen." mischte sich ein anderer Zwerg ein." Er ist aber nicht sehr erfolgreich, gestern hat er sich von Cayana hereinlegen lassen und ist im Fluss gelandet, als er betrunken vom Baum fiel." stellte ein Kobold fröhlich fest. "Es ist gleich, wie erfolglos ihre Belustigungsversuche sind, störend sind sie und deshalb verdienen sie 'ne Tracht Prügel!" Goran, ein Troll, war jetzt richtig wütend, "ihr hättet mal sehen sollen, wie dieser Diarmiud den Wolfsreiterinnen hinterhergeschielt hat, und sein Heer steht ihm da nichts nach!" "Wenn Du Dich schlagen willst, dann fang lieber mit den Legionären an - Caswallonier zu verhauen macht sowieso keinen Spaß", beschwichtigte eine Baumfee den Troll und kraulte ihn hinter den Ohren, "außerdem verdienen sie es im Augenblick mehr. Seht nur, was sie aus dem Stadtpark von Rotarbiv gemacht haben - sie schlagen Holz zum Beheizen ihrer Häuser." Viele solcher Gespräche fanden statt und die Freundschaft unter den Naturgeistern verhinderte einen Ausbruch der Gewalt. Dennoch konnte nicht verhindert werden, dass viele der Naturgeister zornig waren ob der Schande, die ihrer Stadt angetan wurde. Und vom Zorn bis zur Raserei waren es nur noch Momente. Bald begann der Angriff auf Rotarbiv.

Und trotz der Grausamkeiten des Krieges war auch auf der Insel der 1000 Beben der Frühlingsanfang nicht unbemerkt geblieben. Aber es gab dieses Jahr für viele der Naturgeister kein Fest und die meisten wünschten, sie könnten an den Feierlichkeiten auf der Geisterinsel teilnehmen. Stattdessen marschierten sie über die Insel der 1000 Beben nach Rotarbiv, bedienten Kriegsgerät und brachten den Tod über die Sterblichen. Doch sie empfingen den Tod auch als Gast in ihren Reihen. "Er ist immer der einzige Gewinner einer Schlacht, nicht wahr?", fragten viele der jungen Naturgeister und bekamen ein trauriges Nicken zur Antwort.

Aber selbst bei all den Trostlosigkeiten einer Schlacht verlieren Naturgeister nicht ganz ihre Fröhlichkeit, und so schallte lautes Lachen durch das Heerlager, als ein Bote Nachricht von einigen übermütigen Kobolden, die auf Corrabheinns Schiffen mitgefahren waren, überbrachte. Wenn man schon mal von zu Hause weg ist, so dachten sie, dann sollte man zumindest die fremden Küsten besuchen, an denen man die ganze Zeit vorbeisegelte. Flugs waren Corrabheinns Schiffe an der Küste des Söldners verankert und fröhliche Kobolde begaben sich auf Landgang (um der Geschichte i ein wenig vorwegzugreifen: Sie benahmen sich nicht anständig und wurden von erbosten Söldnern festgenommen. Finyen verhandelt noch um ihre Freilassung.)

Das Lachen erstarb bald unter erneuten Zornesausbrüchen. Denn auch von der Vogelinsel kamen Boten. Diejenigen Naturgeister, die in friedlicher Absicht Nesuahnetne besucht haben, wurden mit Übermacht und zauberischer Hinterlist angegriffen. Glücklicherweise war Ryn, ein Veteran der vielen Schlachten (obwohl er diesen Titel hasste) zugegen. Ohne große Hast organisierte er eine Verteidigung, 5000 errainische Feiglinge fanden den Tod.

Nun tobte der Kampf auf beiden Inseln. Die Naturgeister fochten erbittert um das, was einmal das Ihre gewesen war. Von der 18. Woche an wurden beide Städte belagert. All die Schrecken, die Belagerungen freisetzen schienen sich zu manifestieren. Pechbeguss verbrannte grünes Land und Leben. Viele Naturgeister und Sterbliche fanden den Tod im Pfeilhagel oder durch glitzerndes Metall an Schwertern, Lanzen und Äxten.

In der 20.ten Woche schien sich ein Ende abzuzeichnen, im gleichen Moment, indem Celrain das prächtige Haupttor von Nesuahnetne wieder für das Volk der Naturgeister zugänglich machte, öffneten sich auch in Rotarbiv die Tore. Vielleicht würde die elende Barbarei des Krieges bald ein Ende haben ...

Finyen
1991