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Titania ist die größte und prächtigste Stadt der Naturgeister in der "wachen Welt". Sie liegt auf dem Tieflandstreifen am Rande des Binnenmeeres. Der Grundriss in Form einer Lotosblüte und die vielen verspielt wirkenden Türmchen und Zinnen verraten, dass die Erbauer der Stadt im Volk der Feen zu suchen sind. Da Titania in der Geistwelt erbaut wurde und anschließend durch die Macht Oberons auf den Tieflandstreifen gebracht worden ist, entstand die Legende, Titania wäre binnen einer Nacht gebaut worden. Berühmt wurde Titania in jüngster Zeit als Zentrum des Handels, der Kunst und der Begegnung. In der Stadt tummelt sich ein buntes Völkergemisch, denn jeder, der die Gebote der Natur achtet und Frieden hält, ist in Titania willkommen. Nur bösartigen und uneinsichtigen Wesen bleibt der Zugang zur Stadt verwehrt.
Um Titania zu erreichen, kann man zwischen zwei Wegen wählen: Landweg Wenn man sich Titania von der Landseite her nähert, wird einem zunächst die prächtige, weiße Stadtmauer auffallen, die ungefähr neunzig Fuß senkrecht in die Höhe ragt und die ganze Stadt umgibt. In regelmäßigen Abständen wird die Mauer durch vorgelagerte Türme unterbrochen. Die Mauer ist aus glattem Marmor, der mit silbrigen Adern durchzogen ist und nur die Feen wissen, wie man Stein so perfekt und fugenlos verarbeiten kann. Das Landtor wird von zwei gewaltigen Bäumen umrahmt, die den Eingang in die Stadt überschatten. Verschließt es sich, so verschränken die Bäume ihr Geäst und bilden eine dichte Pflanzenmauer, die einem hölzernen oder metallenen Tor in nichts nachsteht. Die Bäume sind zwei Wächter der Wälder, Naturgeister also, die sich um auf ewig zusammen zu sein, verwandelt haben. Sie schützen die Stadt vor üblen Wesen und anderen Eindringlingen. Spüren sie Gefahr oder Bosheit, so verwehren sie dem Besucher den Weg. Wird man durch das Baumtor eingelassen und schreitet zwischen den dahinter liegenden Türmen hindurch, die sich übrigens gleich Schneckenhäusern in den Himmel drehen, so öffnet sich der Blick auf eine weite Wiesen- und Auenlandschaft. Vereinzelt stehen kleine Haine, große Bäume spenden Schatten und Wasserläufe durchziehen die Wiesen. Auf diesen Wiesen weiden Tiere verschiedenster Herkunft. Pferde sieht man dort und Esel, aber auch Kamele oder Lamas, gelegentlich auch ein geflügeltes Pferd oder ein weißes Silaryan. Händler, einzeln oder in Karawanen müssen hier, gleich hinter dem Eintritt nach Titania, ihre Zugtiere freilassen, damit sie grasen, tränken und sich erholen können. Am Rande eines Haines oder zwischen den Tieren sieht man dann und wann Elfen oder Großfeen, die sich um die Tiere kümmern. Schaut man Richtung Stadt, so beginnt nach einiger Entfernung ein Waldgürtel, aus dem mancherorts helle Giebel oder kleine Türmchen hervorschauen. Einem Pfad folgend, der sich durch Weisen windet und ab und zu über eine Furt oder über eine kleine Brücke einen Wasserlauf überquert, erreicht man den Rand der Bäume. Auf einem Pfad durchquert der Besucher zahllose Haine und Wäldchen, zwischen denen hier und da Lichtungen liegen, Hier lebt ein Teil der Naturgeister Titanias. Ihre Behausungen als solche zu erkennen gestaltet sich allerdings als äußerst schwierig, da Elfen, Feen und Kobolde selten Häuser bauen, sondern in Symbiose mit den Mannigfaltigen Formen der Natur leben. Schließlich erreicht man die ersten Behausungen aus Stein. Sie stehen in großen Gärten, die wiederum reich mit Bäumen und anderen Pflanzen bestanden sind. Ein einheitlicher Stil scheint vollkommen unbekannt zu sein. Man kann sowohl verspielt wirkende Türmchen, wie auch edel und streng wirkende Gebäude erkennen, Auch hier bestehen weite Abstände zwischen den einzelnen Bauten und auf geheimnisvolle Weise scheint selbst das größte Gebäude mit der umliegende Natur zu harmonieren. In dieser Gegend wird auch der Weg zu einer mit weißen Kieseln bestreuten Straße, die geradlinig ins Zentrum der Stadt führt. Nach einiger Zeit lösen direkt an der Straße liegende Kaufmannshäuser und Gastunterkünfte die Villen ab. Schmale Gassen liegen zwischen den Häusern und die Straße ist hier gepflastert. Allerdings nicht mit roh behauenen Klötzen. Die verschiedenfarbigen Steine fügen sich fast nahtlos aneinander und bilden verschlungene Muster, die Pflanzen, Tiere und Naturgeister darstellen. Diese Straße führt nun direkt auf den Marktplatz zu, der sich an die hohe weiße Mauer der Zitadelle schmiegt. Das Muster der Straße verflicht sich hier in ein großes, wunderschönes Ornament, das in seinem Zentrum eine große Stele hat. die mitten auf dem Marktplatz von Titania steht. Auf dieser Stele sind die Gebote der Natur verzeichnet, sowie die Handelsgrundsätze der Stadt. Um den Marktplatz herum stehen Werkstätten mit ihren Verkaufsräumen, Verkaufsstände und Kneipen. Aus dem Boden dringt ständig ein helles Klingen, denn dort befinden sich die Werkstätten der Zwerge, die man über Treppen in manchen Gebäuden am Rande des Platzes erreicht. Die sogenannte Unterstadt, das Reich der Steinverbundenen, wird ohne Unterlass vergrößert, so dass es sowohl in der Tiefe, als auch in der Breite zwischenzeitlich größer sein dürfte, als Titania selbst. Neben den offensichtlichen Eingängen haben die Zwerge eine Reihe von geheimen Ein-, und Auslässen geschaffen. Dies hat, wie sich gezeigt hat, vor allem in Kriegszeiten unbestreitbar enorme Vorteile. Seeweg Zum anderen kann man Titania auch über den Seeweg erreichen. Die Reise durch das Meer der Sirenen ist gefahrvoll, wenn auch nicht ohne Lohn. Hat man die Nebel der Geisterinsel oder die Blauen Riffe erst hinter sich gelassen fährt man auf die Blüte des Binnenmeeres, die Feenstadt Titania zu. Von Ferne leuchtet die weiße Blüte, in deren Form die Stadt gehalten ist und ihre Mitte erhebt sich, sozusagen als Stempel, die Feuerzinne, diese mit Lava gefüllte Kugel aus Glasstahl, die auch des Nachts weit über die See leuchtet. Beim Näherkommen erkennt der Reisende, dass ein Blütenblatt des Lotos mit Wasser gefüllt ist, also eine riesige Hafenanlage bildet. Umschlossen wird der Hafen von mächtigen Wellenbrechern und Verteidigungsanlagen, die obwohl funktionell, leicht und spielerisch wirken. Der äußere Hafen oder auch Handelshafen ist bis auf einige Fahrrinnen mit Booten übersäht. Er zieht sich halbmondförmig um die Zitadelle und endet mit seinen Spitzen in direkter Linie zum Marktplatz. Hier ankern meist ein oder zwei Rigger der Farer, eine Sippe von Greenländern, die Handel mit Titania treiben, sowie etliche kleinere Schiffe anderer Völker und Naturgeister. Der Handelshafen wird von Docks, Handelskontoren, Lagerhallen und Werften umsäumt. Dieser Teil Titanias ist noch am ehesten mit einer Menschenstadt vergleichbar, da die dort gebauten Gebäude fast ausschließlich von Sterblichen verwandt werden. Der innere Hafen oder Kriegshafen wird nochmals separat von starken Mauern umschlossen. Dort hinein gelangen Sterbliche nur in den seltensten Fällen, da der Kriegshafen bis direkt unter die Zitadelle reicht und somit ein äußerst sensibler Punkt der Stadt ist. Die Zitadelle Die Zitadelle ist das Herz von Titania. Gleich eines Blütenstempels erhebt sie sich im Zentrum des Lotosblüte in schwindelnde Höhen. Sie ist von dem Marktplatz durch eine eigene, 20 Schritt lotrecht in die Höhe ragende Mauer getrennt. In der Mauer existieren zwei Durchlässe, zum einen der Zugang zum Kriegshafen und zum anderen das "Innere Tor". Die Zitadelle darf nur von sehr wenigen Bahunis betreten werden, da sie im Kriegsfall die letzte Zuflucht für die Naturgeister Titanias darstellt. Von Außen sind eine Vielzahl verwinkelter Dächer und verspielter, schlanker Türme zu sehen, die zum Zentrum der Zitadelle hin immer höher über die Mauer hinausragen. Gekrönt wird der Komplex von der Feuerzinne, dem höchsten Bauwerk Titanias. Der Turm erhebt sich, gleich einem Blütenstempel dem Himmel entgegen. Die Spitze der Feuerzinne bildet ein riesiges, tropfenförmiges Gefäß, das mir rotglühender Lava gefüllt ist. Feuerkobolde sorgen dafür, dass das Magma nie erkaltet und weithin sichtbar rot leuchtet. Die flüssige Lava gelangt durch ein Röhrensystem direkt aus dem Tiefen Magiras in die Feuerzinne. Daran mag man ermessen, wie tief die Unterstadt in die Erde reicht. Umland Titanias Die meisten, der bei uns lebenden Menschen haben sich in der Nähe Titanias angesiedelt. Diese leben meist in kleinen Weilern. Selten haben sich Dorfgemeinschaften gebildet. Dies änderte sich jedoch, als wir uns entschlossen, 6000 Kriegsflüchtlinge aus Clanthon bei uns aufzunehmen. Die Clanther haben sich in kürzester Zeit bei uns eingelebt und begonnen, sich ihr neues Zuhause aufzubauen. So entstand nach und nach eine kleine Menschenstadt und einige Dörfer, kaum drei Tagesmärsche von Titania entfernt. Wegen ihrer Abstammung nannten sie die Stadt "Neu-Descaer", in Erinnerung an ihre alte Heimat. Verwaltung Titania und das gesamte Umland wird von einem Rat regiert, dem 13 Naturgeister angehören. Die Zusammensetzung des Rates ändert sich kontinuierlich, weil wir Naturgeister die dort anfallenden Arbeiten eher als Bürde, denn als Ehre betrachten. Im Augenblick hat eine Erdfee den Vorsitz des Rates inne. Ebenso verhält es sich mit den Wachen, die in und um Titania für Ordnung sorgen. Auch dieser Dienst an der Allgemeinheit, der seit der Öffnung Titanias nötig geworden ist, wird von uns Naturgeistern selten länger als zwei Jahre geleistet. Solche Arbeiten sind für uns ermüdend und schlicht zu langweilig.
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